LP fixcel 15
Rel. 10/2018
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Aki Takase / Silke Eberhard / Sebastian Gramss / Erwin Ditzner
DITZNERs carte blanche –
Live at Enjoy Jazz Festival 2017
Aki Takase, p
Silke Eberhard, sx
Sebastian Gramss, b
Erwin Ditzner, dr
Presse
„Gleich zu Beginn gibt Takase mit resoluten Akkorden ein erstes Statement. Silke Eberhard setzt ruhigere Saxophontöne dagegen, Ditzners nervöse Trommelei treibt das Ganze an, Sebastian Gramss kühlt es mit bedächtigen Basstupfern herunter. Mit zunehmender Intensität ziehen alle an einem Strang, die Klangstruktur wird dichter, und das Energielevel steigt gefährlich an, bis irgendwann ein lässiger Walking Bass davonschlendert und das Saxophon eine überraschende Hardbop-Linie darüberlegt.
Es geht hier tatsächlich zu wie bei einem gelungenen Tischgespräch: Einer erzählt etwas, einem anderen fällt dazu eine eigene Geschichte ein, wieder ein anderer widerspricht, und auf ein interessantes Thema steigen alle gemeinsam ein.“
Dietrich Wappler, Rheinpfalz
„The musicians don’t stick up to the rules and traditions – they combine together the roots of 1960’s avant-garde jazz to the newest innovations of free improvisation and experimental jazz. Inventive ideas, original point of view, fresh and evocative expressions, spontaneous solos and incredible instrumentation is the base of compositions.“
„Trendy and marvelous duos of piano and saxophone brings the pleasure, drive and joy to whole album. Bass is subtle and effective. Sebastian Gramss creates a deep and static bass line, which is contrasting with moving, wild, franzy, luminous and passionate solos.“
„Erwin Ditzner (…) vibrant, aggressive, moving and impressive. Typical forms of modern and experimental jazz rhythms are mixed up with afro-american music, roaring drum rolls, dizzy passages, trembling and moving tremolos, extremely loud thunders, breaking sessions, frantic culminations or subtle pauses. All musicians have wide musical language, precise and virtuosic playing technique and impressive instrumentation. Experimental, shocking, weird, crazy, modern and traditional ways of playing are mixed up together. The album has expressive and sparkling sound.“
Avant Scena
Liner Notes von Jan Künemund
vielleicht wird diese musik vom ende aus lesbar. erwin ditzners carte-blanche-band, ausgabe 2017, spielt schere-stein-papier. zwei musikerinnen, zwei musiker setzen gleichzeitig vier gesten ein – auch das nichtspielen gehört dazu. die kombinationen sorgen für gelächter im publikum. klarinettengrowl vs. klaviercluster. glissando vs. hi-hat-wirbel. quietscheschwein vs. gestrichener oberton. holz-blech-darm-fell. silke eberhard, aki takase, sebastian gramss, erwin ditzner antizipieren die gesten der anderen. vielfalt der einheiten, der sounds. natürlich geht es hier nicht darum, welche geste den sieg bringt, sondern ob sie durchkommt und was sie auslöst.
holz prallt gegen blech. darm schlingt sich ums fell. blech bringt darm in schwingung. holz resoniert mit dem fell. blick- und spielrichtungen ändern sich, die geschwindigkeit ist hoch.
aki takases zug ins dramatische wird von den anderen zerhackt. ihr glissando von ditzners becken verwirbelt. bei eberhards und gramss‘ kurzer blues-abstraktion setzt sie aus, um wenig später mit dunklen akkorden eine neue blickrichtung einzufordern. wenn sich ditzner und gramss auf swing einigen, entwickelt sich takases hochenergetisches solo mit zunehmendem pedalgebrauch plötzlich in eine hymne, auf deren höhepunkt eberhard eine melodie spielt. obertöne vom bass verlängern diese geste in die atmosphäre. das war erst runde eins. in der zweiten finden eberhard und ditzner ein kleines funkmotiv, das vom klavier störrisch ignoriert wird – bis eberhard sich lässig wieder daran ankoppelt und alle vier genau in diesem moment gestischer verbindung schluss machen. neue runde, neue vorschläge, ein ayler-sax, seine begleitung fließt in die lücken, ins luft-holen, ein abstrakter marschrhythmus entsteht, auch da finden alle vier zusammen und machen schluss. beide lp-seiten werden von gestischen miniaturen beendet. ping-pong-bälle im klavier gegen saxlinie gegen bass-pause gegen einen neuen, kurzen, rhythmus. neuordnung der blickrichtungen. in der alten feuerwache hat man sicherlich was zu sehen bekommen – rein akustisch muss man sich ganz schön umhören. auf seite zwei gestikulieren zunächst klarinette und bass. ditzner und takase sind schon zwei gesten weiter: marimbasounds und klavierdrähte. dann schlägt die pianistin mompou-akkorde vor. gramss‘ reaktionsgeste führt zu einem drone-gedicht, in das langsam alle erzeugten frequenzen fließen. die band einigt sich. letzte runde. carte blanche für alle. punkte, von geraden verbunden, von anderen zerschnitten. gesten auf kommando. widerstände. es quietscht. das publikum lacht. die runde geht an alle.
Soundclips
Schlagzeuger Erwin Ditzner erhält alljährlich von Rainer Kern, dem Chef des Enjoy Jazz Festivals, eine „Carte Blanche“. Einen Abend, an dem er sich seine Mitmusikerinnen und Mitmusiker aussuchen kann. Im Jahr 2017 waren das die Pianistin Aki Takase, die Saxophonistin Silke Eberhard und Sebastian Gramss am Bass. Der Mitschnitt dieses herausragenden Zusammenspiels ist auf dieser LP, fixcel records 15, zu hören.
Veröffentlichung: 15.12.2018
Aufgenommen am 23. Oktober 2017 in der Alten Feuerwache Mannheim, Enjoy Jazz Festival
Live-Recording: Thilo Klag / Mix & Mastering: Markus Braun
Fotografie & Layout: Frank Schindelbeck
Support: Michael Meier, emtechnik
akitakase.de | silkeeberhard.com | sebastiangramss.de | ditzner.de
Downloads
Pressefoto
(Fotograf: Frank Schindelbeck, Verwendung im Zusammenhang mit Berichterstattung über die LP gestattet)